Künstliche Intelligenz ist mittlerweile allgegenwärtig. Was vor ca. zwei Jahren unter dem Marketingnamen "KI" einen Epochenwechsel ankündigte, hat sich heute zu einem fluiden Begriff gemausert, der den aktuellen Stand der lernfähigen Maschinen umschreibt. Diese können die menschlichen Fähigkeiten erweitern und bilden eine Kulturschwelle mit irreversiblen Transformationen aller Lebensbereiche.
Dieser neuen Kulturschwelle kommt innerhalb des Bildungssektors eine immense Bedeutung zu.
Schülerinnen und Schüler verwenden sie im Grunde täglich. Hausaufgaben, Vorträge, Berichte - alles wird aus der digitalen Zauberkiste hervorgezogen. Was nicht bedeuten soll, dass Schüler sie, aufgrund eines mangelnden Unrechtbewusstseins zur Täuschung verwenden, wohl aber, dass die Nutzung von KI längst im schulischen Alltag angekommen ist.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) ist in ihren Handlungsempfehlungen daher eindeutig: "Ein Verbot von KI ist weder zielführend, wünschenswert noch durchhaltbar. Stattdessen sind Lehrkräfte zu befähigen, sich der veränderten Funktionen und Rahmenbedingungen bewusst zu sein."
Aus diesem Grunde fand sich das Kollegium des Hohenstaufen-Gymnasiums am 10.02.2025 zu einer Dienstbesprechung zusammen, um sich professionell auf diese neuen Rahmenbedingungen einzustellen. Die Schulleiterin Frau Wollmann-Dittmer lud dazu den Bereichsleiter der Gesellschaftswissenschaften des Seminars Heilbronn, Direktor Cajus Wypior, ein, der mitsamt seiner Expertise im Bereich KI, anschaulichen Materialien und Präsentationen anreiste.
Innerhalb eines einprägsamen Vortrags wurden dem Kollegium die Grundzüge von Künstlicher Intelligenz, ihrer Entwicklung und Fähigkeiten vermittelt. Darunter auch das, was KI eben nicht kann: wissen und denken, und was sie nicht ist: kreativ und verlässlich!
Als Lehrerinnen und Lehrer ist man unteranderem mit den Aufgaben betraut, Wissen zu kuratieren und didaktisch aufzubereiten. Auf diesem Gebiet sind wir - auch weiterhin - Experten mit natürlicher Intelligenz (NI).
Was Large-Language-Modelle (LLM), wie etwa ChatGPT, erzeugen, sind keine Texte oder gar sichere Quellen, sondern lediglich auf der Basis von Wahrscheinlichkeit zusammengerechnete Wortwolken.
Schüler stehen diesen, von der KI erzeugten Wortwolken, oftmals unkritisch gegenüber und akzeptieren die erratenen Informationen, obwohl diese nicht automatisch wahr oder richtig sind. Exakt an dieser Stelle kommt die Bedeutung von Schule und Lehrkräften zum Tragen.
Dass künstliche Intelligenz durchaus dazu geeignet ist, den Unterricht zu bereichern, steht außer Frage. Es geht aber nicht darum, sie zur Unterhaltung oder als pädagogisches Spielzeug zu verwenden. Was wir brauchen, sind kompetente Nutzer von KI, denn diese stehen zu einhundert Prozent in der Verantwortung, die bereitgestellten Ergebnisse zu beurteilen und den Wortwolken Sinn zu verleihen.
Die kompetente Nutzung von KI erfordert demnach Wissen, Urteils- und Abstraktionsvermögen. Das gilt bereits ab dem Moment, an dem man der KI eine Handlungsanweisung – einen Prompt – eingibt. Denn eine KI liefert immer. Sie tut dies aber nur auf eine gute Weise, wenn der Promptende kompetent ist. Darum schloss sich an den Vortrag noch ein nachmittäglicher Prompt-Workshop an. Dieser umfasste unteranderem die Bereiche "KI als Hilfsmittel für Lehrerinnen und Lehrer", "KI als Hilfsmittel für Schülerinnen und Schüler" und "KI als Lerngegenstand für Schülerinnen und Schüler". Insbesondere der letzte Punkt diente dazu, dem Kollegium zu vermitteln, wie sie Schüler dazu befähigen, künstliche Intelligenz effektiv zu nutzen und sie gezielt für den eigenen Lernfortschritt zu instrumentalisieren.
So konnte mit der Dienstbesprechung und dem Workshop der kompetente Umgang mit KI am Hohenstaufen-Gymnasium initiiert werden. Die weitere Implementierung von KI in Lehr- und Lernprozesse bedarf aber weitreichender und kontinuierlicher Fortbildungen, damit diese ein nützliches Werkzeug wird und kein Ersatz für Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit. KI bedarf immer auch der NI. Das HSG geht die Herausforderung von KI aktiv an und wird zukünftig weiter an den Kompetenzen seiner Lehrenden und Lernenden arbeiten, damit niemand an dieser neuen Kulturschwelle ins Straucheln gerät.