„Man schützt nur, was man liebt –man liebt nur, was man kennt“. Dieses auf den renommierten Biologen und Nobelpreisträger Konrad Lorenz zurückgehende Diktum markiert den Ausgangspunkt aller auf Nachhaltigkeit orientierten Bildungsangebote im Bereich Natur- und Artenschutz. Dem gegenüber steht eine durch Studien und jüngst gar durch eine Dissertation [1] untersuchte, stetig abnehmende Artenkenntnis der Bevölkerung – insbesondere der jungen Menschen (vgl. Sturm et al. 2020: 1, vgl. Gerl 2023: 25-27). Gleichsam gehört „der dramatische Rückgang der Biodiversität […] derzeit zu den größten Problemen weltweit“ (Sturm et al. 2020: 1, vgl. Gerl 2023: 13 f.). Die heutige Gesellschaft erbringt demnach gerade in negativer Weise den Beweis, dass Konrad Lorenz Recht hatte. „Artenkenntnis ist eine Schlüsselqualifikation für ein breites gesellschaftliches Verständnis der globalen Bedeutung von Biodiversität und Naturschutz“, schreiben Sturm et al (ebd.), die sich mit der Artenkenntnis der SchülerInnen in Berlin auseinandersetzten; den Abwärtstrend in der Artenkunde jedoch letztlich bestätigen müssen.
Um diesen Tendenzen auch außerunterrichtlich entgegenzuwirken, führte das Hohenstaufen-Gymnasium in Kooperation mit der Jägervereinigung Kreis Heilbronn e.V. ein besonderes Bildungsangebot für die 5. Klassen durch. Ein mit über 25 Wildtierpräparaten und unterschiedlichsten Naturalien und Anschauungsmitteln ausgestatteter Anhänger der Heilbronner Jägervereinigung war am Montag, den 13.05.2024, während der Studier- und AG-Zeit zu Gast auf dem Schulhof. Bei bestem Wetter lernten unsere Jüngsten unter der Anleitung von Herrn Herrmuth zahlreiche Arten mit eigenen Augen aus nächster Nähe kennen, streichelten die unterschiedlichen Felle und Bälge von Fuchs, Damhirsch, Reh, Dachs und Schwarzwild und prägten deren Trittsiegel, also den Fußabdruck, den die Tiere auf geeignetem Boden hinterlassen. Die jungen Hohenstaufener Gymnasiasten lernten gar – wie echte Fährtensucher, Scouts und Ranger – anhand der Losung, also den Exkrementen der Tiere, eine Art zu erkennen, indem sie diese aus schwarzer Knete plastisch nachgestalteten. Auf dem nächsten Waldspaziergang werden diese Schüler nun also die Augen offenhalten!
Mit der Abreise des Hängers am Folgetag endet das Naturschutz-Projekt unseres Gymnasiums jedoch noch nicht: Am 11.06.2024 sind unsere 8. Klassen zu Gast im Wimpfener Forst und werden diesen durch die Verrichtung einiger forstwirtschaftlicher Aufgaben unterstützen und praktisch kennen lernen. Am Sonntag, den 16.06.2024, zur großen Jubiläumsfeier „800 Jahre Wimpfener Forst“, wird der Anhänger wieder zu Gast sein. Dann werden jedoch die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen selbst ihr erlangtes wildtierbiologisches Wissen an das Publikum weitergeben und somit einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten, indem dieses Wissen verbreitet wird; denn man schützt nur, was man kennt.
Wir danken der Jägervereinigung Kreis Heilbronn e.V. und insbesondere Frau Brigitte Förnsler als Jugendobfrau und Gestalterin des Anhängers „Lernort Natur“, der unserer Schule kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde. Ebenso gebührt unser Dank dem Kollegen Fingerhut, welcher seinen freien Tag spontan für die Erstellung der Trittsiegel mit Hilfe der schuleigenen 3D-Drucker opferte, als auch der erweiterten Schulleitung, Herrn Knoblauch, Frau Wollmann-Dittmer und Frau Staudt, die das Projekt förderten. Ohne die nötige Zugkraft wäre der Hänger nie am HSG angekommen: Diese lieferte Simon Küller mit seinem neuen, PS-starken roten Pick-Up und brachte den 2,2t schweren Anhänger sicher auf und vom Schulhof. Damit bewies er, dass auch diese Fahrzeugklasse ihre Relevanz für den Schutz unserer Umwelt hat.
Johannes Herrmuth
Literatur:
Gerl, T. D.(2023) Arten- und Formenkenntnis von Kindern und Erwachsenen am Beispiel derWirbeltiere unter besonderer Berücksichtigung der Vögel. München:Ludwig-Maximilians-Universität München
Sturm, U. /Voigt-Heucke, S. L. / Mortega, K. G. / Moormann, A. (2020) Die Artenkenntnisvon Berliner Schüler_innen am Beispiel einheimischer Vögel. In: Zeitschriftfür Didaktik der Naturwissenschaften, 26 (47), S. 1-13
[1]Gerl, T. D. (2023) Arten- und Formenkenntnis von Kindern und Erwachsenen amBeispiel der Wirbeltiere unter besonderer Berücksichtigung der Vögel. München: Ludwig-Maximilians-Universität München. Gerl eröffnet seine Arbeit übrigens mitdem Motto: „Die Weisheit beginnt damit, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen.“